In der Corona-Krise ändern sich die Gewohnheiten. Neue Bedürfnisse werden sichtbar. Der Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg forderte jetzt Gastronomen auf, „Platzbedarfe im ruhenden Parkraum oder auch auf der Fahrbahn“ anzumelden. Wie wird die Straße allen Interessen gerecht?
Neue Regeln in der Coronakrise und der Zwang, die Tische von Cafés und Restaurants weit auseinander und am besten draußen zu platzieren, stellen die Verkehrsplanung vergangener Jahrzehnte in Frage. Eine neue Studie beleuchtet das Thema grundsätzlich. Sie wurde vom Berliner Klimaforschungsinstitut MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change) sowie von der Technischen Universität Berlin erarbeitet. Auf Basis fundierter ethischer Überlegungen wurden zunächst die denkbaren Fairness-Prinzipien beleuchtet. Das Forschungsteam entwickelte 14 unterschiedliche Mechanismen für die Aufteilung der Straßen in Auto-Fahrspuren, Parkplätze, Bus- und Straßenbahntrassen, Radwege und Bürgersteige. Diese Konzepte wurden dann auf die reale Welt übertragen und zwar am Beispiel von 18 Straßen innerhalb des S-Bahn-Rings von Berlin.
Der Veränderungsbedarf in diesem Kernbereich der deutschen Hauptstadt sei offensichtlich. Nur jeder sechste Weg werde dort heute noch mit dem Auto zurückgelegt, mehr als jeder zweite Haushalt besitze gar kein Auto mehr, doch nach wie vor würden 58 Prozent des öffentlichen Straßenraums für Autos reserviert.
Die Studie zeigt die genaue Raumaufteilung auf den 18 betrachteten Beispiel-Straßen – und listet auf, was jeder einzelne Aufteilungsmechanismus an Veränderung bedeuten würde. Das Ergebnis variiert je nach dem, ob bei der Aufteilung die Transport-Effizienz, der Aspekt Umwelt/Klima oder eben auch die Rolle der Straße als Ort der Begegnung im Vordergrund steht. Dass parkende Autos weniger Platz bekommen sollten und Radfahrer*innen mehr, ist allerdings das Ergebnis sämtlicher Varianten.
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