Steigende Schülerzahlen und Sanierungsbedarfe an den bestehenden Schulen sowie der Rechtsanspruch für Grundschulkinder auf Ganztagsbetreuung begründen den Bedarf von drei neuen Schulen bis zum Sommer 2025. Der aktuelle Wandel der Schule hat Auswirkungen auf die Gestaltung von Schulbauten. Die klassische Flurschule mit ihren engen “Schuhkartonklassen” ist für einen modernen Unterricht nicht mehr zeitgemäß. Es braucht heute sogenannte Cluster, die etwa die Klassenräume eines Jahrgangs um eine gemeinsame, offene Mitte anordnen.
Mit dem Neubau der Schulen ist ein Projektteam beauftragt worden.
Im Stadtteil Lehe sollen eine dreizügige Grundschule, die Neue Grundschule Lehe, und eine fünfzügige Oberschule, die Neue Oberschule Lehe gebaut werden. In Geestemünde ist eine neue dreizügige Grund- und Oberschule, das Schulzentrum Hamburger Straße, in das die Oberschule Geestemünde und die Allmersschule einziehen werden, geplant.
Alle drei Schulen sind Leuchtturmprojekte der Pädagogik, in denen das Konzept der Clusterschulen und weitere, auf die Lernanforderungen der Kinder optimierte, individuelle Konzepte zur Anwendung kommen. Darüber hinaus haben die ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit und die Einbindung ins Quartier einen hohen Stellenwert innerhalb der Projektziele.
Bereits im Dezember 2021 wurde der IPA-Vertrag (Integrierte Projektabwicklung mit Mehrparteienverträgen) mit den Allianzpartnern geschlossen und ist als erstes IPA-Projekt der öffentlichen Hand auch vertraglich ein Leuchtturmprojekt im Hochbau in Deutschland. Neu sollen insofern nicht nur die Schulen werden, sondern auch die Zusammenarbeit der am Bau Beteiligten in einer integrierten Projektallianz (IPA). Das Allianzteam, bestehend aus Auftraggeber, Architekten, Fachplanern und Bauunternehmen hat sofort mit der Arbeit begonnen und inzwischen kollaborativ für jede Schule zwei Entwürfe entwickelt. Hervorzuheben ist, dass es sich bei diesen Entwürfen somit nicht um reine Architektenentwürfe, sondern bereits um eine Gemeinschaftsarbeit aller Allianzpartner handelt.
Am 1. April 2022 ist der nächste Schritt termingerecht erreicht worden: Eine interdisziplinär besetzte Jury mit Mitgliedern aus den Schulen, Politik, Verwaltung, Pädagogik, Stadtteilkonferenz und Architektur hat unter Vorsitz von Frau Dipl. -Ing. M.Eng. Architektin Barbara Pampe, Vorständin der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft, für jede der drei Schulen den nun fortzuführenden Entwurf ausgewählt:
Neue Grundschule Lehe
Der ausgewählte Entwurf “Triangel” überzeugt mit dem sehr gelungenen “Herz” der Schule, dem vielfältig nutzbaren Forum mit angeschlossenem Musikraum. Von der klaren Eingangssituation eröffnet sich ein Willkommens- und Gemeinschaftsbereich, der über die großzügige offene Treppe mit Sitzstufen in das Obergeschoss führt. Hier befinden sich die gleichberechtigten Clusterbereiche mit jeweils eigenen Außenterrassen. Diese bilden die “Heimat” der Schüler:innen und bieten vielfältige Lehr- und Lernatmosphären.
Neue Oberschule Lehe
Der bevorzugte Entwurf “Werkstadt” bietet bessere Möglichkeiten, das ambitionierte pädagogische Konzept räumlich umzusetzen. Das zentrale Forum stellt das “Herz” der Schule dar und kann für vielfältigen Austausch, Veranstaltungen und alltägliche Lernsituationen genutzt werden. Die Positionierung von Mensa, Cafeteria, Selbstlernzentrum und Bibliothek im südlichen Baukörper bildet ein neues Gegenüber zu den Bestandsschulen. Die Flächeneffizienz und Belichtungssituation der tiefen Baukörper werden noch optimiert.
Schulzentrum Hamburger Straße
In dem ausgewählten Beitrag “3 Höfe” bildet das Herzstück das großzügige Forum mit angegliederter Multifunktionsfläche und Mensa. Diese Flächen bieten Raum für vielfältige Projekte und Aktivitäten der Schulgemeinschaft, so dass hier die Grund- und die Oberschule zusammenwachsen und miteinander lernen können. In den Obergeschossen bilden die Cluster die geforderten Raumstrukturen für die zukunftsweisende Pädagogik ab und gewinnen durch zugeordnete Außenterrassen zusätzlich an Qualität.
Die Bauarbeiten an allen drei Standorten in Bremerhaven sollen 2023 beginnen, die Fertigstellung ist für 2025 geplant.
Zitate der Juryteilnehmer:innen:
“Mit den vorgelegten Entwürfen werden die Voraussetzungen für attraktive Schulen in Geestemünde und Lehe geschaffen. So kann eine inklusive Pädagogik gelingen,” sagt Stadtrat Michael Frost.
“Ich bin begeistert von der regen Beteiligung aller Partner:innen aus Politik, Verwaltung und vor allem Schule und Quartier. Es ist gelungen unter Berücksichtigung aller Perspektiven, die beste Entscheidung für die Entwürfe zu fällen” führte Barbara Pampe, Vorsitzende der Jury aus.
Fraktionsvorsitzender der SPD Bremerhaven Sönke Allers verkündete: “Ein Paukenschlag für die Stadtteile Lehe und Geestemünde. Die Einbindung von Schülern und Lehrkräften war wichtig für die Entscheidung. Sie sind diejenigen, die später die Gebäude lebendig werden lassen. Dieses Beteiligungsverfahren werden wir grundsätzlich auch bei zukünftigen Schulneubauten wie zum Beispiel in der Voßstraße umsetzen.”
Fraktionsvorsitzender der CDU Bremerhaven Thorsten Raschen ist sich sicher: “Heute wurde ein weiterer Meilenstein für den Bau der drei Schulen erreicht. Es entstehen hochwertige Bildungseinrichtungen unter reger Beteiligung der späteren Nutzer. Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden.”
Über das Allianzverfahren
Der Auftraggeber, die Architekten und Fachplaner und die Bauunternehmer erarbeiten gemeinsam, als Integrierte Projektallianz (Integrated Project Alliance, kurz: IPA) Das Bauvorhaben in Bremerhaven ist damit das erste IPA-Projekt der öffentlichen Hand im Bereich des Hochbaus in Deutschland. Bei IPA arbeiten alle Projektbeteiligten von Beginn an als Team zusammen. Wie in einem “Unternehmen auf Zeit” arbeiten alle am Projekt beteiligten Mitarbeitenden über Unternehmensgrenzen hinweg als integrales Team, gemeinsam an der besten Lösung. Durch die Teilung von Risiko und Gewinn werden die Interessen auf ein Ziel ausgerichtet; der Erfolg ist nicht mehr für den Einzelnen, sondern nur gemeinsam möglich.
Ziel des Verfahrens ist es, die Abläufe in einem komplexen Projekt zu optimieren und die Baukosten und -zeiten effizient und für alle Beteiligten berechenbar zu gestalten.
Quelle: BIS Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung
und Stadtentwicklung mbH (sw)
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Bildquelle/Fotograf: Allianz 3 Schulen Bremerhaven/BIS Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung mbH